Die Aufständischen finden in den Gebäuden der legendären Chamis-Brigade viel Prunk – und Anzeichen für ein furchtbares Verbrechen. Ein mehr als 30 Meter langes und 2,50 hohes handgemaltes Gemälde ziert eine Betonwand am Exerzierplatz in Tripolis: Heroisch wehrt die libysche Armee mit Hubschraubern, Panzern, Kampfjets und Kriegsschiffen eine Invasion an der Küste ab. Die Flugzeuge der Aggressoren stürzen ins Meer, die Schiffe versinken brennend. Das ganze Kriegsgeschehen auf dem Wandgemälde ist in einem sehr pathetischen Stil des realen Sozialismus gehalten und wird von einem Porträt Muammar al-Gaddafis überwölbt, der sich noch immer versteckt hält. Mit dem Blick eines unbezwingbaren Herrschers, natürlich in einer seiner Fantasie-Uniformen, mit viel Pomp und Gloria. Als das Gemälde entstand, herrschten noch bessere Zeiten für den Diktator und seine Familie. Jetzt liegen alle Gebäude rund um den Exerzierplatz in Schutt und Asche. Die Nato hatte die Kaserne der Brigade von Chamis, dem si...
Alfred Hackensberger