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Es werden Posts vom 2007 angezeigt.

Weingenuss – ein Privileg der Seligen?

Gemäss dem Koran und dem islamischen Recht ist Muslimen der Genuss von Alkohol verboten. Die Mehrzahl hält sich an diese Vorschrift – aber sogar in glaubensstrengen Ländern wie Iran oder Saudiarabien blüht der Schwarzhandel mit Spirituosen. Dem Bürgermeister der marokkanischen Stadt Meknes war nicht ganz wohl bei der Sache. Er stand zwischen Weinfässern, die mit Kerzenleuchtern dekoriert waren, und die Kellner servierten zu Häppchen Alkohol. Für Boubker Beloukra, Mitglied der islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD), eine arge Geduldsprobe. Er hätte das «Festival der Reben», das ausgerechnet am Tag des Freitagsgebets und am alljährlichen Gedenktag der Rückkehr König Mohammeds V. aus dem Exil stattfand, am liebsten abgesagt. Aber der Bürgermeister musste sich fügen. Das Reben-Festival ist Teil einer Werbekampagne der regionalen Tourismusbehörden, um mehr ausländische Besucher in die Gegend zu bringen und den marokkan

Nirgend Zuhause: Leben in Marokko

Seit acht Jahren wohne ich in der marokkanischen Hafenstadt Tanger, unterbrochen von zwei Jahren in Beirut, der Hauptstadt des Libanons. Für viele lebe ich in der Höhle des Löwen, geht man von gängigen Vorurteilen über den Islam aus, der gewalttätig, diktatorisch, unmenschlich und was weiß ich noch alles sein soll. In meiner näheren Umgebung gibt es drei Moscheen, deren Muezzins fünfmal am Tag, selbstverständlich auch frühmorgens, zum Gebet rufen. Vielleicht sollte ich mich über den nächtlichen Lärm einmal beschweren oder auch über ein zu hohes Minarett, wie es in Deutschland bei Moscheenneubauten gemacht wird. Aber ich bin, ehrlich gesagt, noch nie auf den Gedanken gekommen. Ich fühlte mich von den Menschenansammlungen beim Freitagsgebet weder gestört noch eingeschüchtert. Im Gegenteil, die Moscheenbesucher, frisch herausgeputzt und in Festtagskleidung, machen stets einen gelassenen, zufriedenen Eindruck. Nach dem Gebet gehen sie nach Hause zum Mittagessen mit der Familie, nicht ande

Al Qaeda in Algerien

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Al Qaeda im islamischen Maghreb wieder zuschlägt. Nach dem Selbstmordattentat vergangenenSeptember auf Präsident Abdelaziz Bouteflika, bei dem 22 Menschen ums Leben kamen, hatte die Organisation übers Internet mehrfach neue große Bombenattentate angekündigt. Dabei stand das Königreich Marokko ganz oben auf der Liste. Aber dort scheint es ungleich schwerer zu sein, Terrorpläne in die Tat umzusetzen. Es mangelt am Personal mit professioneller Ausbildung. Fast jeden Monat verhaften die marokkanischen Behörden Mitglieder einer Al Qaeda-Zelle. Viele davon kommen aus dem Ausland und versuchen über die Grenze zu Mauretanien einzureisen. Ingesamt wurden in den letzten vier Jahren über 50 Attentate auf Ziele im In- und Ausland vereitelt. Trotzdem gab es im März 2007 Anschlagsversuche in Casablanca und wenig später in Meknes, die allesamt scheiterten. Aber das war „die Handschrift von marokkanischen Amateuren“, wie der Kommunikationsminister Nabil Benabdallah

Tanger ohne EXPO 2012

In Tanger gab es lange Gesichter, als das Abstimmungsergebnis des zweiten Wahlgangs aus dem Palais des Congres in Paris bekannt wurde. In der marokkanischen Hafenstadt hatte man sich auf ein großes Fest eingestellt. Enttäuscht saßen die Menschen in den Cafes vor den Fernsehern und die Taxifahrer hatten schlechte Laune. Tanger bekam nur 63 Stimmen der insgesamt 140 Mitgliedsländer des Internationalen Büros für Ausstellungen (BIE). Yeosu, der Konkurrent aus Südkorea, erreichte dagegen 77 und wird von Mai bis August 2012 die drei Monate dauernde Weltausstellung ausrichten. Die polnische Stadt Wroclaw war bereits in der ersten Runde mit nur 13 Stimmen ausgeschieden. Das Thema der südkoreanischen Stadt lautet „Der lebende Ozean und die Küste: Vielfalt der Ressourcen und nachhaltige Aktivitäten“. Ein Umweltthema, über das in den letzten Monaten in Zusammenhang der Erderwärmung weltweit diskutiert wurde. „Die Expo 2012 in Yeosu wird Lösungen für die Probleme des Klimawandels und den Anstieg

Libanon weiter ohne Präsident/ Parteien rüsten militärisch auf

Am vergangenen Freitag konnten sich Regierung und Opposition im Libanon erneut auf keinen Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten einigen. Die Pattsituation zwischen Regierung und Opposition scheint unüberwindlich. 18.000 Soldaten der libanesischen Armee sind in Beirut stationiert, um gewalttätige Konfrontationen zu verhindern. Sowohl Regierung- und Oppositionsgruppen haben in den vergangenen Monaten militärisch aufgerüstet und Übungen durchgeführt. Am Freitag um Mitternacht musste Emile Lahoud seine Sachen packen und nach neun Amtsjahren den Präsidentenpalast in Beirut räumen. Erfolgreich kann man seine Regierungsperiode nicht unbedingt nennen: vier seiner Militärs sitzen wegen einer angebliche Beteiligung am Attentat auf Rafik Hariri im Gefängnis. Insgesamt wurden 12 politische Anschläge begangen, von denen bisher keiner aufgeklärt ist. Das Land befindet sich in einer gefährlich gespannten politischen Situation, in der kein Nachfolgepräsident gewählt werden kann. Weder die R

Marokko im Aufbruch

Vom Platz der Kanonen im Zentrum Tangers hat man einen wunderbaren Blick auf die Meerenge von Gibraltar: Die ein- und auslaufenden Fähren im Hafen, die großen Containerschiffe, die sich wie im Zeitlupentempo auf dem dunkelblauen Meer vorwärts bewegen und natürlich auch auf die spanische Küste gegenüber, an der bei klarem Wetter die Stadt Tarifa zum Greifen nahe erscheint. „Ein Ausblick wie eine Qual“, hatte mir vor Jahren Mohammed Choukri, der 2003 verstorbene marokkanische Schriftsteller gesagt. Er meinte damit die jungen Marokkaner, die oft stundenlang sehnsüchtig auf das nur 14 Kilometer entfernte Spanien starrten, überzeugt, dass es dort für sie einen sicheren Arbeitsplatz mit gutem Einkommen, ein teueres Auto und eine geräumige Wohnung gäbe. Damals waren die Berufs- und Lebensaussichten für die meisten jungen Menschen in Marokko im wahrsten Sinne des Wortes trostlos. Selbst für Universitätsabgänger, die nur im Ausnahmefall eine ihrer Qualifikation angemessene Anstellung bekamen. „

Christoph Luxenberg - Interview/ English

The Virgins and the Grapes: the Christian Origins of the Koran A German scholar of ancient languages takes a new look at the sacred book of Islam. He maintains that it was created by Syro-Aramaic speaking Christians, in order to evangelize the Arabs. And he translates it in a new way by Sandro Magister That Aramaic was the lingua franca of a vast area of the ancient Middle East is a notion that is by now amply noted by a vast public, thanks to Mel Gibson’s film “The Passion of the Christ,” which everyone watches in that language. But that Syro-Aramaic was also the root of the Koran, and of the Koran of a primitive Christian system, is a more specialized notion, an almost clandestine one. And it’s more than a little dangerous. The author

Nadia Yassine - Interview / English

Nadia Yassine is the leader of "Justice and Spirituality", Morocco's biggest Islamist organization. She belongs to a new generation of Islamists: western-educated but not westernized. Alfred Hackensberger interviewed her The new Moroccan family code, the "Modawwana," has been praised as an historic step towards equal rights for women in the Arab world. Are you in favor or against it? Yassine: We were already out on the streets six years ago calling for changes to the "Modawwana," as it has long been clear to us that women must enjoy a better role in society. There are many women in our movement running projects and institutions. Take me, for example. I am the spokeswoman for our movement. We support changes, but the necessary ideas don't have to be imported from the imperialist West. Do you regard the new law as good or bad? Yassine: Of course, it is good and important. There is no doubt about it. I will try to make our position clear in another