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Es werden Posts vom Dezember, 2007 angezeigt.

Weingenuss – ein Privileg der Seligen?

Gemäss dem Koran und dem islamischen Recht ist Muslimen der Genuss von Alkohol verboten. Die Mehrzahl hält sich an diese Vorschrift – aber sogar in glaubensstrengen Ländern wie Iran oder Saudiarabien blüht der Schwarzhandel mit Spirituosen. Dem Bürgermeister der marokkanischen Stadt Meknes war nicht ganz wohl bei der Sache. Er stand zwischen Weinfässern, die mit Kerzenleuchtern dekoriert waren, und die Kellner servierten zu Häppchen Alkohol. Für Boubker Beloukra, Mitglied der islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD), eine arge Geduldsprobe. Er hätte das «Festival der Reben», das ausgerechnet am Tag des Freitagsgebets und am alljährlichen Gedenktag der Rückkehr König Mohammeds V. aus dem Exil stattfand, am liebsten abgesagt. Aber der Bürgermeister musste sich fügen. Das Reben-Festival ist Teil einer Werbekampagne der regionalen Tourismusbehörden, um mehr ausländische Besucher in die Gegend zu bringen und den marokkan

Nirgend Zuhause: Leben in Marokko

Seit acht Jahren wohne ich in der marokkanischen Hafenstadt Tanger, unterbrochen von zwei Jahren in Beirut, der Hauptstadt des Libanons. Für viele lebe ich in der Höhle des Löwen, geht man von gängigen Vorurteilen über den Islam aus, der gewalttätig, diktatorisch, unmenschlich und was weiß ich noch alles sein soll. In meiner näheren Umgebung gibt es drei Moscheen, deren Muezzins fünfmal am Tag, selbstverständlich auch frühmorgens, zum Gebet rufen. Vielleicht sollte ich mich über den nächtlichen Lärm einmal beschweren oder auch über ein zu hohes Minarett, wie es in Deutschland bei Moscheenneubauten gemacht wird. Aber ich bin, ehrlich gesagt, noch nie auf den Gedanken gekommen. Ich fühlte mich von den Menschenansammlungen beim Freitagsgebet weder gestört noch eingeschüchtert. Im Gegenteil, die Moscheenbesucher, frisch herausgeputzt und in Festtagskleidung, machen stets einen gelassenen, zufriedenen Eindruck. Nach dem Gebet gehen sie nach Hause zum Mittagessen mit der Familie, nicht ande

Al Qaeda in Algerien

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Al Qaeda im islamischen Maghreb wieder zuschlägt. Nach dem Selbstmordattentat vergangenenSeptember auf Präsident Abdelaziz Bouteflika, bei dem 22 Menschen ums Leben kamen, hatte die Organisation übers Internet mehrfach neue große Bombenattentate angekündigt. Dabei stand das Königreich Marokko ganz oben auf der Liste. Aber dort scheint es ungleich schwerer zu sein, Terrorpläne in die Tat umzusetzen. Es mangelt am Personal mit professioneller Ausbildung. Fast jeden Monat verhaften die marokkanischen Behörden Mitglieder einer Al Qaeda-Zelle. Viele davon kommen aus dem Ausland und versuchen über die Grenze zu Mauretanien einzureisen. Ingesamt wurden in den letzten vier Jahren über 50 Attentate auf Ziele im In- und Ausland vereitelt. Trotzdem gab es im März 2007 Anschlagsversuche in Casablanca und wenig später in Meknes, die allesamt scheiterten. Aber das war „die Handschrift von marokkanischen Amateuren“, wie der Kommunikationsminister Nabil Benabdallah