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Es werden Posts vom Februar, 2013 angezeigt.

Tunesiens Angst vor einer zweiten Revolution

Zwei Wochen lang versuchte Tunesiens Premier Hamadi Dschebali, ein neues parteiloses Kabinett zu bilden. Doch ausgerechnet die eigene Partei, die islamistische Ennahda, entzieht ihm die Unterstützung. Von Alfred Hackensberger Foto: dpa Ennahda-Anhänger demonstrieren nach dem Rücktritt Dschebalis in Tunis Die Pressekonferenz wurde live im Fernsehen übertragen. "Meine Initiative blieb erfolglos", verkündete der tunesische Premierminister Hamadi Dschebali. "Wie versprochen; trete ich nun als Regierungschef zurück. " Seit knapp zwei Wochen hatte der 63-Jährige versucht, ein neues parteiloses Kabinett zu bilden. "Unpolitisch und von jeder Ideologie unabhängig" wünschte es sich Dschebali. Die Opposition begrüßte das Vorhaben. Aber ausgerechnet die eigene Partei entzog dem Premier die Unterstützung. Die islamistische Ennahda behauptete, sie sei nicht konsultiert worden. Zehntausende von Parteianhängern demonstrierten im Zentrum

Aus dem Frühling ist arabischer Winter geworden

Vor zwei Jahren läuteten erste Proteste das Ende Gaddafis in Libyen ein. Es folgten revolutionäre Umwälzungen in der gesamten Region. Die Bilanz dieser "Arabellion" ist aber durchweg ernüchternd. Von Dietrich Alexander und Alfred Hackensberger In Tunesien, dem bisherigen Musterland des "arabischen Frühlings" hatten friedliche Proteste Diktator Zine al-Abidine Ben Ali am 14. Januar 2011 zur Flucht nach Saudi-Arabien gezwungen. Die Selbstverbrennung des Universitätsabsolventen Mohammad Bouazizi, der sich als Obstverkäufer in Sidi Bouzid durchs Leben schlug, gilt als Auslöser der Jasminrevolution – und aller folgenden Volksaufstände. Doch mit dem Mord an dem Oppositionspolitiker Schokri Belaid am 6. Februar ist die friedliche Reputation der Jasminrevolte in Gefahr. Seither ist kein Tag ohne gewalttätige Auseinandersetzungen vergangen. Der Tod des Anwalts und Menschenrechtsaktivisten, der die regierende Pa

"Die Salafisten üben den Krieg in Sporthallen"

Der Mord am säkulären Oppositionspolitiker Belaid hat Tunesien erschüttert. Das Musterland des Arabischen Frühlings droht im Chaos zu versinken. Schuld daran sind Islamisten. Doch es gibt Widerstand. Von Alfred Hackensberger Foto: AFP Eine Frau hält das Foto des ermordeten Oppositionspolitiker Chokri Belaid hoch. Er soll auf einem Friedhof nahe der Hauptstadt Tunis bestattet werden. Die Soldaten stehen dort Wache – aus Angst vor neuen Ausschreitungen Der Sarg war in eine tunesische Nationalflagge gehüllt. Auf dem roten Halbmond mit Stern lagen Blumensträuße. "Der Kampf geht weiter", riefen Familienangehörige, Politikerkollegen und Anwälte in schwarzen Roben vor dem Haus des Toten im Stadtteil Dschebel al-Dschaloud von Tunis. Die Sargträger hatten Mühe sich den Weg durch die Menge zu bahnen. Tausende von Menschen warteten in den umliegenden Straßen, um Schokri Belaid das letzte Geleit zu geben. Der 48-jährige Oppos

Islamistenführer angeblich nach London geflohen

Viele Tunesier vermuten in Rachid Ghanouchi, Gründer der Regierungspartei Ennahda, den Drahtzieher des Mordes an dem Oppositionellen Schokri Belaid. Er soll inzwischen das Land verlassen haben. Von Alfred Hackensberger Foto: dpa Eine Verwandte des ermordeten Schokri Belaid trauert an seinem Sarg Rund um das Innenministerium sind die Straßen gesperrt. Lastwagen, Busse und Einsatzwagen der Sicherheitsbehörden sind überall im Zentrum zu sehen. An der Avenue Bourghiba stehen Hunderte von Bereitschaftspolizisten in ihren schwarzen Uniformen mit Schilden und Helmen. Eine Szenerie, die an die Revolution von 2011 erinnern. Die Prachtstraße und Flaniermeile der tunesischen Hauptstadt war das Epizentrum der Proteste, die den Diktator Zine al-Abidine Ben Ali zur Flucht nach Saudi-Arabien zwangen. Wochenlang hatten sich hier Regimegegner Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Heute,

Von Malis islamistischen Kämpfern fehlt jede Spur

Die Islamisten in Mali haben nun auch Kidal, ihre letzte Hochburg, kampflos aufgegeben. Vermutlich haben sich in die Berge zurückgezogen. Französische und malische Soldaten rücken weiter vor. Von Alfred Hackensberger Foto: AFP Ein Mann in Ansongo, südlich der Stadt Gao, winkt mit einer französischen Flagge und raucht genussvoll eine Zigarette. Bis die französischen Truppen gemeinsam mit Soldaten aus Mali und Niger die Stadt von den Islamisten befreiten, war Rauchen wie auch Alkohol trinken und Musik als unislamisch verboten  In der Nacht zu Mittwoch landeten die ersten Transportmaschinen mit französischen Soldaten und ihren Fahrzeugen. Hubschrauber kontrollierten die Umgebung. Bei Tageslicht wurden erste Patrouillen nach Kidal geschickt. Es ist die letzte der drei großen Städte im Norden Malis, die von den Islamisten besetzt war. Wie schon in Gao und Timbuktu verließen die Rebellen auch Kidal kampflos. "Die Franzosen k

"Für Frauen war die Scharia eine Katastrophe"

In Gao werden die französischen und malischen Truppen mit Jubel begrüßt. Mehr als sechs Monate lang mussten die Bewohner die Herrschaft der Islamisten erdulden. Es gab Steinigungen und Zwangsheiraten. Von Alfred Hackensberger Foto: dpa Malische Soldaten patrouillieren auf einem Pickup Die französische Militärführung sprach von einem so "schwierigen wie langen Kampf" gegen die Islamisten . Nun scheint die Operation im Norden Malis schneller und einfacher zu verlaufen als erwartet. Binnen weniger Tage wurden nach Diabali und Konna die Städte Duentza, Hombori und vor allen Dingen Gao eingenommen. Die strategisch wichtige Stadt liegt am Niger, dem bedeutendsten Fluss Westafrikas und Lebensader Malis. Nach Timbuktu sind es 320 Kilometer und zur Grenze zu Niger nur 200. Von dort sollen nigerische Truppen und Soldaten aus dem Tschad nach Gao kommen, um die Stadt zu sichern. Der Vormarsch der Franzosen geht so rasch vor sich, weil die R

"Kein Gebiet der Welt ist mehr sicher"

Die Islamisten in Mali ziehen sich aus eroberten Städten zurück, doch die Großoffensive im Norden muss noch warten. Die Nachbarstaaten warnen: Fällt Mali, wären die Folgen unabsehbar. Von Alfred Hackensberger Foto: dapd Französische Fremdenlegionäre in Niono, 400 Kilometer nördlich von Malis Hauptstadt Bamako Sie fahren in offenen Jeeps durch die Stadt. Die Soldaten geben sich cool mit ihren dunklen Sonnenbrillen, Tüchern über Nase und Mund gegen den Staub. Ein Monitor im Wagen, Schutzwesten, Gewehre und die Pistole im Halfter am Oberschenkel vermitteln: Diese Kerle verstehen keinen Spaß. Einzig die Menschen am Straßenrand, die ihnen freudig zuwinken und "Es lebe Frankreich" rufen, zaubern ein kurzes Lächeln in ihre regungslosen Gesichter. Die französischen Truppen sind in Markala (Mali) stationiert, darunter viele Fremdenlegionäre. Sie bewachen eine strategisch wichtige Stahlbrücke, die sich über den hie

Islamisten werden Frankreich erbitterten Kampf bieten

Unterwegs mit französischen Fremdenlegionären in Mali: Die Soldaten sind siegessicher, gut ausgerüstet, erfahren. Aber ihre Gegner kämpfen mit dem Fanatismus selbst ernannter Gotteskrieger. Von Alfred Hackensberger Foto: REUTERS Islamistische Kämpfer der Gruppierung Ansar al-Din ziehen in den Nordosten Malis. Auf ihren Stirnbändern steht das islamische Glaubensbekenntnis: "Es gibt keinen Gott außer Allah!" Zwei Mörser sind auf den Niger ausgerichtet, auf dem ein Fischer in seinem schmalen Holzboot beschaulich vorbeirudert. Am Ufer des bedeutendsten Flusses Westafrikas, der Lebensader Malis, ist ein Posten der Fremdenlegion stationiert. Einer von vielen der französischen Armee, die in Markala die strategisch wichtige Stahlbrücke über den gut 500 Meter breiten Strom sichern sollen. Von hier führt die Verbindungsstraße in die 400 Kilometer entfernte malische Hauptstadt Bamako im Süde