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Das einträgliche Geschäft mit den Entführungen

Von Alfred Hackensberger Die Enthauptung des US-amerikanischen Journalisten James Foley vor laufender Kamera hat die Welt empört. Was für uns einen Zivilisationsbruch bedeutet, hat sich für die Terroristen der Gruppe Islamischer Staat (IS) zum einträglichen Geschäftszweig entwickelt: Die Entführung von Geiseln, die Forderung von Lösegeld, die Androhung ihrer Tötung – und in einem letzten Schritt auch das Wahrmachen dieser Drohung. Foley werde als Strafe für die Luftangriffe der USA im Irak getötet, so heißt es in dem perfide inszenierten Video , das die IS-Terroristen in Umlauf brachten. Der Tod des amerikanischen Reporters ist eines der bisher traurigsten Kapitel in der Geschichte der Entführungen von Journalisten im syrisch-irakischen Krisengebiet. Und es wird nicht das letzte sein: In den vergangenen Tagen und Wochen wurden in der Nähe Aleppos zwei Italienerinnen, ein Däne und ein J

James Foley, der unerschrockene Held

Der US-Journalist James Foley wurde vor laufender Kamera von den IS-Terroristen enthauptet. Unser Reporter Alfred Hackensberger war mit ihm in Krisengebieten unterwegs. Sein Nachruf. Der US-Reporter James Foley † Foto: AP Die Brutalität und die Geringschätzung menschlichen Lebens sind nicht zu überbieten. In einer als "Botschaft an Amerika" inszenierten Exekution wird der US-Journalist James Foley geköpft. Der 40-Jährige wird als Strafe für die Luftangriffe der USA im Irak getötet – ein Menschenopfer wie aus früheren Zeiten. Das am Dienstag vom Islamischen Staat (IS) veröffentlichte Internetvideo zeigt zunächst Fernsehbilder von Obama, wie er die jüngsten Luftangriffe auf Stellungen des IS im Irak bekannt gibt. Danach sieht man Foley im Freien kniend, in orangefarbener Gefangenenkleidung und die Hände am Rücken gefesselt. Der Journalist muss eine vorher einstudierte Erklärung abgeben. Darin richtet er einen Appell an se

Warum junge Deutsche Terror und Tod bringen

Sie kommen aus Berlin oder Dinslaken, doch sie verabscheuen die westliche Gesellschaft. Hunderte Deutsche kämpfen für die Terrorgruppe IS. Die "Welt" sprach erstmals mit einigen von ihnen. Das Funkgerät knarrt, dann sind arabische Wortfetzen zu hören. Abu Hamza al-Almani hat gerade Schichtdienst an einem Checkpoint in al-Rai, einer Kleinstadt im Norden Syriens. "Es ist nichts los hier! Ziemlich langweilig, den ganzen Tag hier rumzustehen", beschwert sich der 23-Jährige, dessen arabischer Nachname - al-Almani - auf seine Herkunft aus Deutschland verweist. Er hätte lieber ein bisschen "Action", wie er es formuliert. Die Fotos auf seiner Facebook-Seite lassen erahnen, was er darunter versteht: Hamza mit Pistole, Hamza mit Kalaschnikow oder gemeinsam mit seinen Kumpels in Kampfpose vor einem Pick-up mit Flugabwehrgeschütz. Er und seine vier Freunde sind mit Kapuzen maskiert, schließlich sind sie Kämpfer der Terrorgruppe " Islamisc

Der Held der Jesiden ist ein Deutscher Der ungewöhnliche Held Kassem Sch

Der ungewöhnliche Held Kassem Schascho führt die Jesiden an, die im Irak gegen Islamisten kämpfen. Er ist eigentlich Gärtner gewesen, aus der ostwestfälischen Kleinstadt Bad Oeynhausen. Von Eva Marie Kogel und Alfred Hackensberger Der "Löwe von Sindschar" in jungen Jahren: Das Bild zeigt ihn vor den Bergen, die er jetzt für sein Volk verteidigt Foto: privat Seit Anfang August hält er sich im Bergmassiv von Sindschar versteckt und kämpft bei Temperaturen von mehr als 40 Grad gemeinsam mit seinen Getreuen. Gegen die Übermacht der Terroristen des "Islamischen Staates" (IS) und für das Überleben der Jesiden. So berichten es jene Flüchtlinge, die ihm sein Leben verdanken. Sein Volk nennt ihn den "Löwen von Sindschar". Der richtige Name des Löwen lautet Kassem Schascho. Das Ungewöhnlichste an ihm ist wohl sein Pass: Schasc

Die Kurden wollen weg von Bagdad

Der autoritäre Führungsstil von Iraks Premier al-Maliki und ausbleibende Ölzahlungen nähren den Wunsch nach Autonomie im Norden. Besuch in der boomenden Region Von Alfred Hackensberger, Erbil Schade, dass man Saddam Hussein aufgehängt hat", sagt Daham, der uns an einem irakischen Grenzübergang zu Syrien abholt. Er ist ein Vertrauensmann, den man braucht, um sicher durch irakisches Gebiet zu kommen, ohne in die Hände radikaler Islamisten zu fallen. "Würde unser Saddam noch regieren, könnten wir ohne Probleme nach Mosul fahren. Stattdessen schneidet man Ihnen heute dort den Kopf ab." Mosul ist ein Zentrum von al-Qaida und des Islamischen Staats im Irak und der Levante (Isil), die dort seit Jahren Schutzgelder für die Finanzierung ihrer Organisationen erpressen. "Glauben Sie mir", fährt Daham fort, "Saddam hätte in kürzester Zeit mit diesen Extremisten aufgeräumt." Viele Iraker wü

"Wir versprechen dir, dich das nächste Mal zu töten"

Luftangriffe, Fassbomben, Hungersnot: Die Rebellen in der syrischen Stadt Aleppo werden von Assad-Truppen heftig bedrängt. Eine Reise zu den Menschen, die in der Hölle des Bürgerkriegs ausharren. Von Alfred Hackensberger, Aleppo Es ist ein unangenehmes Gefühl: Ständig kreisen Kampfflugzeuge über der Stadt. Ihr Dröhnen ist laut zu hören. Die Hubschrauber, die Fassbomben abwerfen, fliegen nahezu lautlos in hoher Höhe. Jeden Augenblick kann eine dieser mit Sprengstoff, Benzin und Nägeln gefüllten Bomben niedergehen. Mehrfach passiert man Häuser, die vor wenigen Minuten zerstört worden sind. Verzweifelt suchen Menschen mit bloßen Händen nach Überlebenden und brauchbaren Dingen. Funktionierende Bagger und Raupenfahrzeuge gibt es schon lange nicht mehr in Aleppo. Die M

"Man zwang mich, das Geständnis zu unterschreiben"

Seit 2007 sitzt ein Deutscher türkischer Abstammung in libanesischer Haft. Ein Missverständnis, behauptet Sinasi Ates, der Solidarität von Islamisten erfährt. Für deutsche Behörden ein heikler Fall. Von Alfred Hackensberger   Sinasi Ates aus Goslar sitzt seit sieben Jahren in einem berüchtigten libanesischen Gefängnis, weil er unter Terrorverdacht steht  Bomben detonieren, Mörsergranaten schlagen ein, Schüsse fallen. Es ist Nacht, drei Uhr morgens. Etwa 20 Menschen marschieren durch die Ruinen von Nahr al-Bared, einem palästinensischen Flüchtlingslager an der nordlibanesischen Mittelmeerküste. Plötzlich wird das Feuer auf die in der Dunkelheit nur langsam vorwärts kommende Gruppe eröffnet. Die Menschen flüchten panisch in alle Richtungen. Einer von ihnen ist Sinasi Ates. Er läuft zum Strand und stürzt sich ins Meer. "Ich bin ein guter Schwimmer", erklärt der Deutsche türkischer Abstammung. "Ich

Deutsche Firmen sollen Giftgasanlagen in Syrien mitgebaut haben

Mehr als 1000 Tote gab es bei einem chemischen Angriff im August. Dafür könnte auch die Bundesregierung verantwortlich sein, sagen Kritiker Von Alfred Hackensberger Familien wurden in ihren Wohnungen im Schlaf überrascht. Manche starben am Giftgas, als sie Verwundete aus zerstörten Häusern ziehen wollten. Am 21. August gab es über 1000 Tote beim Sarin-Angriff auf Vororte von Damaskus in der Region al-Ghuta. Tragen deutsche Firmen Mitschuld am Tod dieser Menschen? Sicher ist, dass deutsche Firmen nach Recherchen der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) eine große Rolle beim Aufbau des syrischen Giftgas-Programms gespielt haben. Das Ausmaß geht aus einer Mitteilung der Organisation an die Bundesregierung hervor, aus der der NDR und die "Süddeutsche Zeitung" berichten. Auf der Liste würden mehr als 50 Lieferungen deutscher Firmen aufgezählt, die 1982 bis 1993 an Syrien gegangen sein solle