Wenn Kurden gegeneinander kämpfen, reibt Erdogan sich die Hände
Payman Talib ist noch blass und wirkt etwas verloren auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer. Die 31-jährige Frau ist erst vor wenigen Tagen aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen. Seit sechs Monaten muss sie sich immer wieder operieren lassen. Ihre Hände und Arme sind mit großen, rötlichen Verbrennungsnarben überdeckt. Neben dem Sofa steht eine Gehhilfe aus Metall. Die braucht die junge Frau, denn ihr fehlt das linke Bein unterhalb des Knies. Die Verletzungen sind das Resultat eines türkischen Drohnenangriffs auf ihr Lebensmittelgeschäft in Kuna Masi.
Das Dorf ist ein beliebtes Ausflugsziel, nicht weit von Sulamaniya in den Bergen der autonomen Kurdenregion (KRG) im Nordirak. „Ich werde diesen Moment nie vergessen“, sagt Talib. „Mein Mann holte gerade Eier für einen Kunden, als die Rakete explodierte.“
Wie durch ein Wunder trafen ihren Mann und die beiden Kinder nur kleinere Schrapnelle. Aber für den Kunden, der auf die Eier wartete, endete der Einkauf tödlich. Ein großer Metallsplitter zertrennte ihn in zwei Teile. Seine drei Begleiter, die draußen in einem Toyota Pickup warteten, wurden schwer verletzt.
Es waren diese vier Männer, auf die es die türkische Drohne abgesehen hatte. Denn sie gehörten zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die die Türkei als Terrorgruppe einstuft und seit Jahren verfolgt. Die PKK und ihre Ableger werden als Bedrohung der nationalen Sicherheit eingeschätzt. Wie real diese Bedrohung tatsächlich sein mag, ist umstritten. Die Türkei benutzt sie in jedem Fall als Vorwand für ihre Hegemoniepolitik.
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