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Saudis gehen militärisch gegen jemenitische Rebellen vor

Angriffe im Grenzgebiet gegen Schiitenmiliz

Tanger/Sanaa - Immer wieder stiegen dicke Rauchwolken rund um den Gipfel des Jebel al-Dukhan auf. Der 2000 Meter hohe Berg in der Nähe der Stadt Khubah markiert die Grenze zwischen dem Königreich Saudi-Arabien und der Republik Jemen. Saudische Luftwaffe und Artillerie beschossen Stellungen der Huthi-Rebellen, die angeblich vom Norden des Jemen in saudisches Territorium eingedrungen waren. Nach fünftägigen Kämpfen sei es endlich gelungen, so Prinz Khaled Bin Sultan, der stellvertretende Verteidigungsminister Saudi-Arabiens, das Gebiet von den schiitischen Rebellen wieder zu säubern. Mohammed Abdel-Salam, der Sprecher der Huthis, nannte die saudische Operation "eine ungerechtfertigte Aggression". Gleichzeitig warf man Saudi-Arabien vor, Angriffe auf jemenitischem Staatsgebiet durchgeführt zu haben.

"Wir kümmern uns nur um unser Territorium", entgegnete das saudische Verteidigungsministerium, "und greifen nicht innerhalb des Jemen ein." Nachzuvollziehen wäre es allerdings, wenn Saudi-Arabien der jemenitischen Regierung unter Präsident Ali Abdullah Saleh militärisch zu Hilfe kommen würde, auch auf jemenitischem Territorium. Am 11. August hatte Saleh die Operation "Verbrannte Erde" gestartet. Das vorgegebene Ziel waren die Huthi-Terroristen, die einen Staatsstreich planten und eine schiitische Republik gründen wollten, ein für alle Mal "auszurotten, wo und wie auch immer". Seit 2005 war es immer wieder zu kriegerischen Konflikten zwischen dem Staat und den Huthis im Norden des Landes gekommen. Bisher war jedoch der Aktion der "verbrannten Erde" wenig Erfolg beschieden. Stattdessen hat sie die ökonomische Krise und die politische Instabilität des Landes verstärkt.

Für den Nachbarn Saudi-Arabien, der den Jemen bei seiner Operation mit Geheimdienstinformationen unterstützt hatte, ein Anlass zur Besorgnis. Al-Qaida könnte das Machtvakuum ausnützen und den Jemen "zu einem Schlachtfeld der Dschihadisten und zu einer potenziellen Basis machen", wie es Dennis Blair, der US-Geheimdienstdirektor, bei einer Anhörung des Kongresses in diesem Jahr formulierte. Zum anderen gibt es Befürchtungen, je länger der Konflikt andauert und die Huthis der jemenitischen Armee standhalten, dass der Iran und seine Eliteeinheit der Republikanischen Garden sich entschließen, den schiitischen Rebellen zur Hilfe zu kommen. Gerüchte über eine Unterstützung aus dem Iran gibt es seit dem Beginn der Großoffensive. Vor zwei Wochen wurde dann ein Schiff, das Waffen für die Rebellen geladen hatte, von den jemenitischen Behörden an der Westküste des Landes aufgebracht. Laut Informationsminister Hassan Al-Lawzi habe man Beweise an die Islamische Republik Iran weitergeleitet, die zeigten, dass iranische religiöse Gruppen die Huthis unterstützten. "Die zuständigen Behörden", so Hassan Al-Lawzi, "überprüfen die fünf Besatzungsmitglieder des Schiffs, das in verschiedenen arabischen Häfen Station machte".

Nach dem militärischen Eingreifen Saudi-Arabiens ist der jemenitische Präsident sichtlich zuversichtlich. Am vergangenen Samstag, als es zu schweren Gefechten zwischen saudischen Truppen und Huthis gekommen war, versicherte Ali Abdullah Saleh, der Krieg habe nun erst begonnen. Was sich in den letzten Jahren des Konflikts ereignet habe, sei nur ein Training für die Armee gewesen. Bis heute starben mehrere Tausenden Menschen, und insgesamt rund 150 000 Menschen wurden zu Flüchtlingen. "Nun werde die Armee", so der Präsident weiter, "ihren Angriff so lange weiterführen, bis es mit der tyrannischen, verräterischen Söldnergruppe (der Huthis) zu Ende geht."

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