Wer Syriens Industriemetropole Aleppo verliert, kann nicht mehr 
gewinnen. Dort stellen sich die Rebellen jetzt der Offensive des 
Regimes. Der Showdown im erbitterten Stellvertreterkrieg.  
Von meinem Welt-Kollegen Peter Steinbach, Aleppo
              
Von meinem Welt-Kollegen Peter Steinbach, Aleppo
Foto: VICTOR BREINER
    
Man sieht diesen Männern einer Widerstandsgruppe an, dass sie nicht ihr 
ganzes Leben mit selbst fabrizierten Waffen zu tun hatten. Immer wieder 
kommt es dabei auch zu Unfällen 
"Die Rakete sitzt", 
sagt Abu Hamsa. "Alle in Deckung". Der Frontkommandant brennt die 
Zündschnur an. "Allahu akbar", Gott ist groß, rufen die etwa 30 Kämpfer 
des letzten Außenpostens auf einem Hügel von Kafr Hamra, eine gute 
Autostunde von Aleppo entfernt.
Dann explodiert 
das kleine Sprengstoffsäckchen im Rohr der Rakete mit ohrenbetäubendem 
Lärm. Aber statt die tödliche Fracht in Richtung der syrische Armee zu 
schleudern, die keinen Kilometer entfernt im Tal steht, wird die Rakete 
in zwei Teile gerissen. Wohin der Sprengsatz geflogen ist, weiß niemand.
"Das macht 
nichts", sagt einer der Rebellen, und die umstehenden Kameraden lachen. 
"Wir wissen sowieso nie genau, wohin unsere Raketen fliegen." Die 
Kämpfer der Brigade der Freien Männer Syriens (Ahrar Syria) sind bei 
guter Laune, obwohl sie an der derzeit wichtigsten Front in der Region 
Aleppo stehen und täglich beschossen werden. In den Häusern der 
unfertigen Neubausiedlung klaffen große Löcher vom Mörserbeschuss. Hier 
steht noch der ausgebrannte Wagen mit dem Duschka-Maschinengewehr an der
 Straße, der am Vortag einen Volltreffer abbekommen hat.
Außenposten soll Vorstoß verhindern
Die Männer des 
Außenpostens sollen einen weiteren Vorstoß der syrischen Armee und der 
mit ihr verbündeten schiitischen Hisbollah-Miliz verhindern, die in den 
vergangenen Wochen große Geländegewinne erzielt haben. "Sie wollen eine 
Verbindung von ihrem Teil Aleppos zu den beiden schiitischen Städten 
Nobul und Zaraa herstellen, die von uns eingekreist sind", erklärt Abu 
Hadschel im Hauptquartier.
Er ist 
ehemaliger Leutnant der syrischen Armee und einer der beiden Führer der 
Freien Männer Syriens, die für die vorderste Frontlinie verantwortlich 
sind. "Sie wollen eine Nachschubroute einrichten, die über diese Städte 
bis zum Flughafen Mennag reicht." Die Militärbasis liegt etwa 20 
Kilometer von Nobul und Zahraa entfernt und wird von den Rebellen seit 
10 Monaten belagert.
Die syrische 
Luftwaffe fliegt dort täglich schwere Angriffe, um die Einnahme durch 
die Rebellen zu verhindern. Sollte es den Regierungstruppen tatsächlich 
gelingen, in den von den Rebellen kontrollierten Norden von Aleppo 
vorzudringen, wären diese von den Munitions- und Waffenlieferungen aus 
der Türkei abgeschnitten. Das wäre fatal für den Aufstand gegen Assad.
Das industrielle Herz des Landes
Denn Aleppo ist 
die größte Stadt Syriens, das industrielle Herz des Landes. Wer hier 
verliert, der kann nicht mehr gewinnen. "Wir sind bestens gerüstet und 
werden das zu verhindern wissen", sagt Leutnant Hadschel. Etwa 2500 
seiner Männer sind in Kafr Hamra stationiert. Es gebe noch zahlreiche 
weitere Einheiten in gleicher Größe, die für den Ernstfall 
bereitstünden.
Internationale 
Medien hatten berichtet, die Freien Männer Syriens hätten neue Waffen 
aus Saudi-Arabien erhalten, nachdem die USA beschlossen hatten, die 
Rebellen militärisch zu unterstützen. Dazu gehörten russische 
Boden-Boden-Raketen des Typs Konkurs, mit denen man die syrischen 
T-72-Panzer ausschalten kann. "Wir haben keine dieser Konkurs-Raketen 
erhalten", versichert Abu Hadschel.
"Wir haben 
welche, aber die stammen aus den Lagern der syrischen Armee." Es gebe 
zwar neue Waffenlieferungen aus Saudi-Arabien, aber die seien 
verschwindend gering. Nur ausgewählte Rebellengruppen, die den Saudis 
ideologisch nahestehen, bekämen sie. "Die gehen direkt an Mohammed Ali 
von der Liwa Hafed Rasul und an Jamal Aruf von den Schuhada Syria." 
Hadschels Freie Männer Syriens hätten nur Munition vom oppositionellen 
Militärrat Aleppos erhalten. "Man sagte uns jedoch, schwere Waffen seien
 auch an uns unterwegs."
Saudi-Arabien und Katar liefern Waffen
Die neuen 
Lieferungen sollen aus Libyen stammen und von Transportmaschinen aus 
Katar in die Türkei eingeflogen worden sein. "In den letzten beiden 
Tagen", versicherte ein Kommandeur der Liwa Tawhid, "ist bereits etwas 
angekommen. Darunter sind Panzerabwehrraketen und Luftabwehrgeschütze 
vom Kaliber 14,5 Millimeter."
Die Liwa Tawhid
 ist mit 15.000 Mann die stärkste Kampftruppe Aleppos und dominiert den 
Militärrat der Rebellen in der Stadt. "Im Lauf der nächsten Tage sollen 
noch gepanzerte Fahrzeuge und Luftabwehrraketen kommen, und davon 250 
Stück", fügt der Kommandeur zufrieden hinzu, der seinen Namen nicht 
genannt haben will. Gerade die Luftabwehrraketen sind von strategischer 
Bedeutung. Mit ihnen können Helikopter und sogar Kampfflugzeuge der 
syrischen Streitkräfte abgeschossen werden. Die Lufthoheit des Regimes 
wäre bedroht.
Die Golfstaaten
 Saudi-Arabien und Katar rüsten die syrischen Rebellen in Aleppo auf. 
Man will sichergehen, dass die erwartete Großoffensive der 
Regierungstruppen und der Elitekontingente der Hisbollah abgewehrt wird.
 In Kafr Hamra hat man vor der schiitischen Miliz aus dem Libanon wenig 
Respekt. "Bisher hat die Hisbollah nicht gezeigt, dass sie gute Kämpfer 
hat", sagt Hadschel abfällig grinsend.
Alle möglichen Dialekte über Funk
"Das sind keine
 Elitesoldaten. Die haben Angst." Er schaltet das Funkgerät ein. Nach 
einer Weile hört man libanesischen Dialekt. Wie viele Hisbollah-Kämpfer 
sich in den umzingelten Schiitenstädten befinden, ist unbekannt. Mehr 
als 70.000 Menschen leben in Nobul und Zahraa und werden Tag für Tag 
ausschließlich aus der Luft mit Lebensmitteln versorgt.
"Aber dort 
kämpft nicht nur die Hisbollah", erklärt der Liwa-Führer. "Wir hören 
über Funk irakischen und jemenitischen Dialekt der schiitischen Huthi." 
Und nicht zu vergessen seien die Iraner. Zum Beweis legt er einen 
iranischen Ausweis auf den Tisch, der auf den Namen Hadsch Ibrahim 
ausgestellt ist. "Den haben wir ganz in der Nähe von hier in einer 
syrischen Militäranlage gefunden, nachdem die Soldaten dort Hals über 
Kopf davongelaufen waren."
Über Aleppo 
fliegen jeden Tag frühmorgens Hubschrauber. Selten sind Kampfflugzeuge 
zu hören. Angriffe beschränken sich auf die Front, und es sind weniger 
als noch vor einigen Wochen. "Regimetruppen versuchen mal hie und da 
vorzustoßen", sagt Abdel Dschabar Akeidi, der Chef des oppositionellen 
Militärrats von Aleppo. "Die groß angekündigte Offensive hält sich noch 
in Grenzen."
"Alle Gruppen an einem Strang"
Der ehemalige 
Oberst der syrischen Armee ist aber überzeugt: "Es wird etwas kommen." 
Akeidi hat gerade 15 Kommandeure empfangen, um die Lage zu besprechen. 
Vertreter von den radikal-islamischen Gruppen Ahrar al-Scham oder vom 
Al-Qaida-Ableger Dschabhat al-Nusra waren nicht gekommen. "Ich kann 
ihnen aber versichern", sagt Akeidi, "alle, aber auch alle Gruppen 
ziehen jetzt an einem Strang."
Das ist auch 
notwendig, sollte die seit Wochen vorbereitete Offensive auf den von den
 Rebellen kontrollierten Teil Aleppos beginnen. Es wäre die 
Entscheidungsschlacht um die Stadt und sicherlich auch um den Sieg im 
syrischen Bürgerkrieg.
An einem 
geheimen Ort, etwas außerhalb Aleppos in einer verlassenen Gegend, 
befindet sich die Bombenwerkstatt der Liwa-al-Madschid-Miliz. Hier wird 
auf Hochtouren gearbeitet, um Handgranaten und Mörser herzustellen. 
"Jeder, der die Unkosten bezahlt, wird von uns beliefert", erläutert Abu
 Ali, der Anführer.
Er ist einer 
der wenigen Rebellenkommandanten, der die Exekution von gefangenen 
Regimesoldaten verboten hat. Er lehnt auch die radikalen Islamisten ab 
und kritisiert die neue Religionspolizei, die in Aleppo ihr Unwesen 
treibt. "Ich bin nicht grundsätzlich gegen sie, aber sie erniedrigen die
 Menschen und zwingen ihnen Dinge auf, die sie nicht wollen."
Stolz auf die Bombenwerkstätten
In seiner 
Werkstatt zeigt Abu Ali das neueste Produkt, das unter der Leitung 
seines Chefingenieurs Abbas gefertigt wurde. "Bisher hatten wir Mörser 
mit 1,3-Kilogramm-Sprengsätzen, aber jetzt rüsten wir auf sechs 
Kilogramm auf." Abu Ali hebt eines der schweren, runden Metallteile mit 
zufriedener Miene in die Höhe.
In einem 
anderen Gebäude werden die Sprengsätze gefertigt. Auf einer Plane am 
Boden liegt ein grünbrauner, grobkörniger Pulverhaufen. "Eine Mischung 
aus TNT und C4", erklärt Abu Ali. Im hinteren Teil des Hauses sitzen 
zwei junge Kerle und füllen eine helle Paste in kleine, weiße Tüten, die
 als Treibsatz der Mörser dienen. "Rauchen dürfen wir hier nicht", sagt 
Abu Ali schmunzelnd und befiehlt, Tee zu kochen.
Der 40-Jährige 
ist sichtlich stolz auf seine beiden Werkstätten, in denen er in den 
vergangenen drei Monaten Hunderte Mörser und Tausende Handgranaten 
fabriziert hat. Nach Tee und Zigaretten geht es auf eine Rundfahrt 
entlang der Front in Aleppo. In jeder Seitenstraße an der Grenze zum 
Midan-Viertel sind Brigaden untergebracht. Auf den Dächern liegen 
Scharfschützen und Wachposten, um jede Bewegung der Regierungstruppen 
rechtzeitig zu erkennen.
In einigen 
Straßen hängen Tücher quer über die Fahrbahn, um gegnerischen 
Scharfschützen die Sicht zu rauben. In einer ehemaligen 
Mercedes-Werkstatt liegen selbst gebastelte 50-Kilogramm-Bomben. "Damit 
bringt man ein ganzes Haus zum einstürzen", erklärt Abu Ali. "Sie sollen
 nur kommen, wir sind gerüstet."
Der Showdown im erbitterten Stellvertreterkrieg. Von Peter Steinbach, Aleppo
Heftige Kämpfe um Militärflughafen in Aleppo 
Der Showdown im erbitterten Stellvertreterkrieg. Von Peter Steinbach, Aleppo
Foto: VICTOR BREINER
    
Man sieht diesen Männern einer Widerstandsgruppe an, dass sie nicht ihr 
ganzes Leben mit selbst fabrizierten Waffen zu tun hatten. Immer wieder 
kommt es dabei auch zu Unfällen 
"Die Rakete sitzt", 
sagt Abu Hamsa. "Alle in Deckung". Der Frontkommandant brennt die 
Zündschnur an. "Allahu akbar", Gott ist groß, rufen die etwa 30 Kämpfer 
des letzten Außenpostens auf einem Hügel von Kafr Hamra, eine gute 
Autostunde von Aleppo entfernt.
Dann explodiert 
das kleine Sprengstoffsäckchen im Rohr der Rakete mit ohrenbetäubendem 
Lärm. Aber statt die tödliche Fracht in Richtung der syrische Armee zu 
schleudern, die keinen Kilometer entfernt im Tal steht, wird die Rakete 
in zwei Teile gerissen. Wohin der Sprengsatz geflogen ist, weiß niemand.
"Das macht 
nichts", sagt einer der Rebellen, und die umstehenden Kameraden lachen. 
"Wir wissen sowieso nie genau, wohin unsere Raketen fliegen." Die 
Kämpfer der Brigade der Freien Männer Syriens (Ahrar Syria) sind bei 
guter Laune, obwohl sie an der derzeit wichtigsten Front in der Region 
Aleppo stehen und täglich beschossen werden. In den Häusern der 
unfertigen Neubausiedlung klaffen große Löcher vom Mörserbeschuss. Hier 
steht noch der ausgebrannte Wagen mit dem Duschka-Maschinengewehr an der
 Straße, der am Vortag einen Volltreffer abbekommen hat.
Außenposten soll Vorstoß verhindern
Die Männer des 
Außenpostens sollen einen weiteren Vorstoß der syrischen Armee und der 
mit ihr verbündeten schiitischen Hisbollah-Miliz verhindern, die in den 
vergangenen Wochen große Geländegewinne erzielt haben. "Sie wollen eine 
Verbindung von ihrem Teil Aleppos zu den beiden schiitischen Städten 
Nobul und Zaraa herstellen, die von uns eingekreist sind", erklärt Abu 
Hadschel im Hauptquartier.
Er ist 
ehemaliger Leutnant der syrischen Armee und einer der beiden Führer der 
Freien Männer Syriens, die für die vorderste Frontlinie verantwortlich 
sind. "Sie wollen eine Nachschubroute einrichten, die über diese Städte 
bis zum Flughafen Mennag reicht." Die Militärbasis liegt etwa 20 
Kilometer von Nobul und Zahraa entfernt und wird von den Rebellen seit 
10 Monaten belagert.
Die syrische 
Luftwaffe fliegt dort täglich schwere Angriffe, um die Einnahme durch 
die Rebellen zu verhindern. Sollte es den Regierungstruppen tatsächlich 
gelingen, in den von den Rebellen kontrollierten Norden von Aleppo 
vorzudringen, wären diese von den Munitions- und Waffenlieferungen aus 
der Türkei abgeschnitten. Das wäre fatal für den Aufstand gegen Assad.
Das industrielle Herz des Landes
Denn Aleppo ist 
die größte Stadt Syriens, das industrielle Herz des Landes. Wer hier 
verliert, der kann nicht mehr gewinnen. "Wir sind bestens gerüstet und 
werden das zu verhindern wissen", sagt Leutnant Hadschel. Etwa 2500 
seiner Männer sind in Kafr Hamra stationiert. Es gebe noch zahlreiche 
weitere Einheiten in gleicher Größe, die für den Ernstfall 
bereitstünden.
Internationale 
Medien hatten berichtet, die Freien Männer Syriens hätten neue Waffen 
aus Saudi-Arabien erhalten, nachdem die USA beschlossen hatten, die 
Rebellen militärisch zu unterstützen. Dazu gehörten russische 
Boden-Boden-Raketen des Typs Konkurs, mit denen man die syrischen 
T-72-Panzer ausschalten kann. "Wir haben keine dieser Konkurs-Raketen 
erhalten", versichert Abu Hadschel.
"Wir haben 
welche, aber die stammen aus den Lagern der syrischen Armee." Es gebe 
zwar neue Waffenlieferungen aus Saudi-Arabien, aber die seien 
verschwindend gering. Nur ausgewählte Rebellengruppen, die den Saudis 
ideologisch nahestehen, bekämen sie. "Die gehen direkt an Mohammed Ali 
von der Liwa Hafed Rasul und an Jamal Aruf von den Schuhada Syria." 
Hadschels Freie Männer Syriens hätten nur Munition vom oppositionellen 
Militärrat Aleppos erhalten. "Man sagte uns jedoch, schwere Waffen seien
 auch an uns unterwegs."
Saudi-Arabien und Katar liefern Waffen
Die neuen 
Lieferungen sollen aus Libyen stammen und von Transportmaschinen aus 
Katar in die Türkei eingeflogen worden sein. "In den letzten beiden 
Tagen", versicherte ein Kommandeur der Liwa Tawhid, "ist bereits etwas 
angekommen. Darunter sind Panzerabwehrraketen und Luftabwehrgeschütze 
vom Kaliber 14,5 Millimeter."
Die Liwa Tawhid
 ist mit 15.000 Mann die stärkste Kampftruppe Aleppos und dominiert den 
Militärrat der Rebellen in der Stadt. "Im Lauf der nächsten Tage sollen 
noch gepanzerte Fahrzeuge und Luftabwehrraketen kommen, und davon 250 
Stück", fügt der Kommandeur zufrieden hinzu, der seinen Namen nicht 
genannt haben will. Gerade die Luftabwehrraketen sind von strategischer 
Bedeutung. Mit ihnen können Helikopter und sogar Kampfflugzeuge der 
syrischen Streitkräfte abgeschossen werden. Die Lufthoheit des Regimes 
wäre bedroht.
Die Golfstaaten
 Saudi-Arabien und Katar rüsten die syrischen Rebellen in Aleppo auf. 
Man will sichergehen, dass die erwartete Großoffensive der 
Regierungstruppen und der Elitekontingente der Hisbollah abgewehrt wird.
 In Kafr Hamra hat man vor der schiitischen Miliz aus dem Libanon wenig 
Respekt. "Bisher hat die Hisbollah nicht gezeigt, dass sie gute Kämpfer 
hat", sagt Hadschel abfällig grinsend.
Alle möglichen Dialekte über Funk
"Das sind keine
 Elitesoldaten. Die haben Angst." Er schaltet das Funkgerät ein. Nach 
einer Weile hört man libanesischen Dialekt. Wie viele Hisbollah-Kämpfer 
sich in den umzingelten Schiitenstädten befinden, ist unbekannt. Mehr 
als 70.000 Menschen leben in Nobul und Zahraa und werden Tag für Tag 
ausschließlich aus der Luft mit Lebensmitteln versorgt.
"Aber dort 
kämpft nicht nur die Hisbollah", erklärt der Liwa-Führer. "Wir hören 
über Funk irakischen und jemenitischen Dialekt der schiitischen Huthi." 
Und nicht zu vergessen seien die Iraner. Zum Beweis legt er einen 
iranischen Ausweis auf den Tisch, der auf den Namen Hadsch Ibrahim 
ausgestellt ist. "Den haben wir ganz in der Nähe von hier in einer 
syrischen Militäranlage gefunden, nachdem die Soldaten dort Hals über 
Kopf davongelaufen waren."
Über Aleppo 
fliegen jeden Tag frühmorgens Hubschrauber. Selten sind Kampfflugzeuge 
zu hören. Angriffe beschränken sich auf die Front, und es sind weniger 
als noch vor einigen Wochen. "Regimetruppen versuchen mal hie und da 
vorzustoßen", sagt Abdel Dschabar Akeidi, der Chef des oppositionellen 
Militärrats von Aleppo. "Die groß angekündigte Offensive hält sich noch 
in Grenzen."
"Alle Gruppen an einem Strang"
Der ehemalige 
Oberst der syrischen Armee ist aber überzeugt: "Es wird etwas kommen." 
Akeidi hat gerade 15 Kommandeure empfangen, um die Lage zu besprechen. 
Vertreter von den radikal-islamischen Gruppen Ahrar al-Scham oder vom 
Al-Qaida-Ableger Dschabhat al-Nusra waren nicht gekommen. "Ich kann 
ihnen aber versichern", sagt Akeidi, "alle, aber auch alle Gruppen 
ziehen jetzt an einem Strang."
Das ist auch 
notwendig, sollte die seit Wochen vorbereitete Offensive auf den von den
 Rebellen kontrollierten Teil Aleppos beginnen. Es wäre die 
Entscheidungsschlacht um die Stadt und sicherlich auch um den Sieg im 
syrischen Bürgerkrieg.
An einem 
geheimen Ort, etwas außerhalb Aleppos in einer verlassenen Gegend, 
befindet sich die Bombenwerkstatt der Liwa-al-Madschid-Miliz. Hier wird 
auf Hochtouren gearbeitet, um Handgranaten und Mörser herzustellen. 
"Jeder, der die Unkosten bezahlt, wird von uns beliefert", erläutert Abu
 Ali, der Anführer.
Er ist einer 
der wenigen Rebellenkommandanten, der die Exekution von gefangenen 
Regimesoldaten verboten hat. Er lehnt auch die radikalen Islamisten ab 
und kritisiert die neue Religionspolizei, die in Aleppo ihr Unwesen 
treibt. "Ich bin nicht grundsätzlich gegen sie, aber sie erniedrigen die
 Menschen und zwingen ihnen Dinge auf, die sie nicht wollen."
Stolz auf die Bombenwerkstätten
In seiner 
Werkstatt zeigt Abu Ali das neueste Produkt, das unter der Leitung 
seines Chefingenieurs Abbas gefertigt wurde. "Bisher hatten wir Mörser 
mit 1,3-Kilogramm-Sprengsätzen, aber jetzt rüsten wir auf sechs 
Kilogramm auf." Abu Ali hebt eines der schweren, runden Metallteile mit 
zufriedener Miene in die Höhe.
In einem 
anderen Gebäude werden die Sprengsätze gefertigt. Auf einer Plane am 
Boden liegt ein grünbrauner, grobkörniger Pulverhaufen. "Eine Mischung 
aus TNT und C4", erklärt Abu Ali. Im hinteren Teil des Hauses sitzen 
zwei junge Kerle und füllen eine helle Paste in kleine, weiße Tüten, die
 als Treibsatz der Mörser dienen. "Rauchen dürfen wir hier nicht", sagt 
Abu Ali schmunzelnd und befiehlt, Tee zu kochen.
Der 40-Jährige 
ist sichtlich stolz auf seine beiden Werkstätten, in denen er in den 
vergangenen drei Monaten Hunderte Mörser und Tausende Handgranaten 
fabriziert hat. Nach Tee und Zigaretten geht es auf eine Rundfahrt 
entlang der Front in Aleppo. In jeder Seitenstraße an der Grenze zum 
Midan-Viertel sind Brigaden untergebracht. Auf den Dächern liegen 
Scharfschützen und Wachposten, um jede Bewegung der Regierungstruppen 
rechtzeitig zu erkennen.
In einigen 
Straßen hängen Tücher quer über die Fahrbahn, um gegnerischen 
Scharfschützen die Sicht zu rauben. In einer ehemaligen 
Mercedes-Werkstatt liegen selbst gebastelte 50-Kilogramm-Bomben. "Damit 
bringt man ein ganzes Haus zum einstürzen", erklärt Abu Ali. "Sie sollen
 nur kommen, wir sind gerüstet."
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