Die Türkei bekämpft bei ihrer Militäroffensive die Kurden in Syrien, doch die erhalten Unterstützung von den USA. Ein Besuch in Manbidsch, wo Nato-Soldaten vielleicht bald auf Nato-Soldaten schießen.
Ibrahim Hassan war beim Friseur, er ist glatt rasiert und glücklich. Morgen wird sein ältester Sohn heiraten. Zwei Zelte aus blauen Plastikplanen warten auf die über 200 geladenen Gäste und für das Festessen hat Hassan fünfzehn Schafe gekauft. Der Metzger hat sie nach islamischem Ritual mit einem Schnitt durch die Kehle getötet, nun liegen sie dicht an dicht am Boden und bluten aus. Unter dem „Islamischen Staat“ (IS) wäre ein solches Fest unbezahlbar gewesen, erzählt Hassan. „Heute sind wir von den Dschihadisten befreit, das Geschäft läuft wieder und wir können es uns leisten.“
Hassan lebt in Manbidsch im Norden von Syrien. Mehr als zwei Jahre lang hielt der IS die Metropole mit 300.000 Einwohnern in seiner Gewalt. Einer von Hassans drei Söhnen wurde von der Terrormiliz verschleppt, bis heute fehlt jede Spur von ihm. Der zweite Sohn floh nach Deutschland, nur der älteste ist Hassan geblieben. Aber heute will der 55-Jährige nicht um die verlorenen Söhne trauern. „Die Hochzeit ist ein Anlass zu feiern“, sagt er. „Man muss schließlich an die Zukunft denken.“
https://www.welt.de/politik/ausland/article173688114/Angst-in-Manbidsch-Erdogan-ist-voellig-unberechenbar.html
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