Soldaten des Tschad melden den Tod des Al-Qaida-Führers
Mokhtar Belmokhtar. Der Terrorist, der hinter dem Anschlag von Amenas
stecken soll, wurde zuvor auch als der "Unfassbare" bezeichnet. Von Alfred Hackensberger
Mokhtar Belmokhtar ist
schon oft gestorben – in den letzten fünfzehn Jahren mindestens fünf
Mal. Seine Leiche war in der in der Wüste gefunden worden oder das
Militär Algeriens hatte ihn bei Operationen erschossen. Ständig sei man
dem 40-jährigen Berufsterroristen vergeblich auf der Spur gewesen. Nicht
umsonst wurde Belmokhtar, der bekannteste Kommandant von al-Qaida im
Maghreb (Aqim), der "Unfassbare" genannt. Mit diesem Mythos scheint es
nun vorbei sein. "Unsere Truppen zerstörten im Norden Malis eine
Terroristenbasis", erklärte der tschadische General Zacharia Gobongue im
Fernsehen seines Landes.
"Einige
Terroristen wurden getötet, darunter auch ihr Führer Belmokhtar." Der
Tschad ist eines der afrikanischen Länder, das Soldaten nach Mali
entsendete, um Frankreich bei seiner Militärintervention zu
unterstützen. Die Operation des tschadischen Militärs fand in den Bergen
von Adrar des Ifoghas statt. Es ist ein unzulängliches Gebiet, nördlich
der malischen Stadt Kidal gelegen, unweit der algerischen Grenze.
Hierher sollen
sich die Kämpfer von Aqim, aber auch Ansar al-Dine und der "Bewegung für
Einheit und Dschihad in Westafrika" (Mujao) zurückgezogen haben. Sechs
Monate lang hatten diese drei radikalen Islamistengruppen den Norden
Malis unter ihrer Kontrolle. Bis Franreich am 11. Januar die
Militärintervention startete und die Rebellen aus allen großen Städten
des Gebiets vertrieb.
Hintermann des Anschlags von Amenas
"Der Einsatz in Mali ist in seinem Endstadium", versicherte der französische Präsident Francois Hollande
am Wochenende, fügte aber gleichzeitig an: "Die Terroristen haben
Zuflucht und Unterschlupf in einem besonders schwierigem Gebiet
genommen." In den Bergen von Adrar des Ifoghas gibt es zahlreiche
Höhlen, die das gesamte Gebiet kilometerlang durchziehen. Diese
unterirdischen Systeme sind ein ideales Versteck für Kämpfer, Waffen,
Treibstoff und Fahrzeuge.
Dem Tod
Belmokhtars kommt eine besondere Bedeutung bei. Er ist nicht irgendein
Aqim-Kommandant. Der ehemalige Afghanistankämpfer soll hinter dem
Anschlag von Amenas
stecken. Im Januar starben bei dem Überfall auf die Gasförderanlage im
Süden Algeriens mindestens 60 Menschen. Ein Al- Qaida-Kommando hatte 600
Mitarbeiter als Geisel genommen. Man wollte Frankreich damit zwingen,
das Bombardement in Mali zu beenden. Algerische Behörden stürmten
kurzerhand den Gebäudekomplex. Nur wenige Geiseln überlebten.
Der Tod
Belmokhtars ist für die Militärführung des Tschads eine Erfolgsmeldung,
die sie dringend brauchten. Mindestens 50 ihrer Soldaten sollen bisher
in Mali getötet worden sein. Der Präsident Tschads, Idriss Deby, meldete
bereits den Tod eines anderen Aqim-Kommandanten. Abdelhamid Abu Said
soll ebenfalls von seinen Truppen getötet worden sein.
Tod eines weiteren Kommandanten indirekt bestätigt
Im Gegensatz zu
Belmokhtar gibt es für den Tod Abu Saids zumindest eine indirekte
Bestätigung. Sahara Medias, ein mauretanischer
Online-Nachrichtenservice, brachte einen Nachruf auf den "mutigen wie
furchtlosen Mann" von Aqim. Sahara Medias veröffentlicht regelmäßig
Exklusivmitteilungen von Dschihadisten aus der Sahel-Region. Darunter
war eines der seltenen Interviews mit Belmokhtar. Ende 2011 beschrieb er
die Notwendigkeit, "ökonomische und militärische Interessen des Westens
und der Juden anzugreifen."
Im Nachruf von
Sahara Medias auf Abu Said werden die französischen Geiseln
angesprochen, die sich seit zwei Jahren in der Hand von Aqim befinden.
17 Millionen Euros habe die französische Regierung für die Freilassung
von dreien der Gekidnappten bereits bezahlt.
Das Lösegeld
sei nun, mit dem Tod Abu Saids, verloren. Der Kommandant würde sein Geld
gewöhnlich ohne Mitwisser in der Wüste verstecken und es über
GPS-Koordinaten wiederfinden. Nur noch vier der vormals insgesamt sieben
Geiseln seien noch in der Hand von Aqim.
Der wegen
seiner Brutalität gefürchtete Abu Said sei ganz in der Nähe des
Verstecks der Gefangenen getötet worden. Die Dschihadisten hatten
tschadische Truppen in einen Hinterhalt gelockt. Unter Bedrängnis
geraten, hätten sie Luftunterstützung angefordert. Durch französische
Kampfflugzeuge seien kurz darauf rund 50 Salafisten, darunter Abu Said,
getötet worden.
Beiname Mister Marlboro
Der Tod der
beiden Aqim-Führer ist in erster Linie ein Propagandaerfolg. Belmokhtar
und Abu Said waren Geschäftsmänner, die mit Kidnapping, Drogen- und
Zigarettenschmuggel sehr viel Geld verdienten. Ideologie spielte eine
Rolle, aber nicht die wichtigste. Bezeichnenderweise hatte Belmokhtar
den Beinamen Mister Marlboro.
"Er ist vom
richtigen Weg abgekommen", hatte Aqim-Chef Abdelmalik Droukdel über
seinen Unterkommandanten festgestellt. Belmokhtar gründete daraufhin
seine eigene, selbständige Brigade der "Maskierten", um weiterhin gute
Geschäfte zu machen. Auch Abu Said verstand es, Aqim mit lukrativen
Investitionen zu verbinden.
Zwischen ihm
und Chef Droukdel gab es nicht minder große Spannungen. Der Aqim-Führung
kommt der Tod der beiden Männer nicht ungelegen. Sie wird versuchen,
eine neue Generation an deren Stelle zu setzten, die mehr auf Ideologie
als Geschäfte fokussiert.
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