Kritiker der Muslimbrüder wird Opfer eines Attentats in Bengasi Von Alfred Hackensberger und Katharina Pfannkuch
Die Mörder kamen nach
dem Freitagsgebet. Abdulsalam Al-Mesmari wurde auf dem Nachhauseweg von
der Moschee von einem Schuss mitten ins Herz getroffen. "Das war die
Arbeit eines geschulten Scharfschützen", stellte der Sprecher der
Sicherheitskräfte in Bengasi fest. Al-Mesmari war ein bekannter Anwalt
und Menschenrechtsaktivist, der als einer der ersten gegen Diktator
Muammar Gaddafi protestiert hatte. Nach Bekanntwerden des Todes
al-Mesmaris kam es zu gewalttätigen Protesten vor den Zentralen der
Gerechtigkeits- und Aufbaupartei in Bengasi und der Hauptstadt Tripolis.
Die Partei ist der politische Arm der Muslimbruderschaft in Libyen. Die
Büros wurden gestürmt. Die Demonstranten machten die Bruderschaft für
den Tod al-Mesmaris verantwortlich. Der Anwalt galt als scharfer
Kritiker der Islamisten. Noch zwei Tage vor seiner Ermordung hatte er im
libyschen Fernsehen die Muslimbruderschaft beschuldigt, hinter dem
Chaos und der mangelnden Sicherheit des Landes zu stecken.
Al-Mesmari fand zudem keine
guten Worte für Katar, den Hauptsponsor der Bruderschaft und anderer
islamistischen Gruppen. Das kleine Golfemirat habe nur negativen
Einfluss. Derartige Erklärungen sind in Libyen gefährlich. Es existiert
noch immer kein Staat, der für Recht und Ordnung sorgt. Stattdessen
regieren Hunderte von Milizen. Al-Mesmari machte sich auch keine
Freunde, als er die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse zu
allen bisherigen 60 politischen Attentaten forderte.
Seit Wochen
hatte der Menschenrechtsaktivist Todesdrohungen erhalten. "Bitte
schicken sie diese Nachricht an die Leute, die mich töten wollen", sagte
al-Mesmari vor seinem Tod im Interview. "Lasst uns miteinander
sprechen!" Aber die Attentäter und ihre Hintermänner wollen keinen
Dialog führen. Am gleichen Tag, an dem man al-Mesmari ermordete, starben
zwei weitere Menschen – Salem al-Sareh, ein ehemaliger Offizier der
Luftwaffe and Oberst Khattab Younis al-Zwai, der Polizeichef aus
Jakhirra im Süden Libyens. Die Hintergründe der Ermordungen sind nicht
bekannt.
Mindestens zwei
andere kamen bei Ausschreitungen in der vergangenen Nacht in Sfax und
Sidi Bouzid, der Geburtsstadt Brahmis, ums Leben. "Verschwinde!"
schmettern die Menschen der Regierung entgegen, die 2011 angetreten war,
das Land in eine bessere Zukunft zu führen.
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