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Fragen zum Massaker

Mehr als 250 Menschen sollen in Tremse, einem kleinen Dorf nahe der Stadt Hama, getötet worden sein. Darunter viele Frauen und Kinder. Die Täter: Soldaten der syrischen Armee. So die erschreckende Meldung über ein neues Massaker im syrischen Krieg. Es wäre das bisher grösste seit Beginn des Blutvergiessens vor 16 Monaten.
Die Empörung weltweit ist gross. US-Aussenministerin Hilary Clinton sprach aufgebracht von «unzweifelhaften Beweisen, dass das syrische Regime absichtlich unschuldige Zivilisten tötete.»
Doch was wissen wir tatsächlich über das Massaker von Tremse? Von heftigen Kämpfen und Hubschraubern, die Raketen abschossen, berichtet die Patrouille der syrischen UNO-Beobachtermission gestern. Sie kam am Freitag bis auf sechs Kilometer an das Dorf heran. Die Kämpfe hätten begonnen, nachdem die Freie Syrische Armee (FSA) einen Konvoi der Regierungstruppen angegriffen hatte. «Unsere Patrouille», so heisst es im zweiseitigen Bericht der UNO, der gestern veröffentlicht wurde, «erhielt mehrere Anrufe von lokalen Kontakten in Tremse, die behaupteten, 50 Menschen seien getötet und 150 verletzt worden.»
Alle weiteren Informationen über das Geschehen in dem Dorf stammen von syrischen Rebellen. Sie berichten von «stundenlangem Beschuss von Panzern und Hubschraubern», der am frühen Donnerstagmorgen begann. Das überwiegend von Sunniten bewohnte Dorf sei von der syrischen Armee von allen Seiten umstellt gewesen. Die Dorfbewohner hätten nicht fliehen können.
Nach dem Ende des Bombardements seien Bashiah, die zivilen Milizen des syrischen Regimes, ins Dorf gestürmt :«Sie mordeten und schlachteten jeden Einzelnen, verbrannten die Verwundeten und die Leichen der Märtyrer», sagte ein Sprecher des oppositionellen, lokalen Koordinationsbüros.
Doch die Berichte der Rebellen werfen Fragen auf. Wie üblich veröffentlichten die Medienverantwortlichen der Auständischen zwar Videos im Internet. Sie zeigen die Leichen von etwa 15 jungen Männern, alle im kampffähigen Alter. Einer von ihnen scheint eine schusssichere Weste zu tragen. Es ist das erste Mal, dass die Rebellen keine drastischen Bilder von ermordeten Frauen und Kinder ins Netz stellten. Offensichtlich existieren sie nicht, denn bei allen anderen, ähnlich tragischen Vorkommnissen hat man darauf nicht verzichtet.
Widersprüche gibt es auch bei der Dokumentation der Opfer durch oppositionelle Organisationen. Das Syrische Observatorium für Menschenrechte (SOHR), ein Ein-Mann-Betrieb aus einem Zweizimmerappartement im britischen Coventry, das weltweit von den Medien zitiert wird, wenn es um Opfer im Krieg in Syrien geht, spricht von 150 Toten. Von nur 40 besitzt es die Namen. Ebenfalls eine Besonderheit, denn bei anderen Massakern wurde die komplette Namensliste geliefert.
Dutzende der Toten, so das SOHR weiter, sollen FSA-Kämpfer sein. Das Sham Nachrichten Netzwerk (SNN) hatte am Samstag noch nicht die Gesamtzahl der Toten ermittelt, sprach aber bis dahin von sieben toten Zivilisten. «Der Rest waren Kämpfer der FSA.» Auch eine Vertreterin des Medienzentrums in Hama behauptete, dass «eine grosse Anzahl von Rebellen im Kampf mit der syrischen Armee getötet wurde.»
Sollten Teile der Rebellen vorschnell von einem Massaker an unschuldigen Zivilisten gesprochen haben? Schliesslich wissen  Sie, dass jede weitere Gräueltat, die dem Regime von Präsident Bashar Assad angelastet wird, sie einer westlich geführten militärischen Intervention einen Schritt näher bringt. Ihr Credo lautet offenbar: Assad muss fallen, auch wenn die Wahrheit dabei auf der Strecke bleibt.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Eine nichtstaatliche russische Nachrichtenagentur ANNA (sie wird im FAZ-Artikel über das Massaker in Hula erwähnt) hat eigene Journalisten in Syrien, die fast täglich über den Kriegsverlauf berichten. Sie haben unter anderem auch die in Tremse gefangen genommenen Rebellen interviewt. Die Berichterstattung erfolgt zwar auf russisch, die Agentur hat aber, soweit ich weiß, einen deutschen Übersetzer. Fall es für Sie von Interesse ist: http://anna-news.info/taxonomy/term/2722

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