Assad droht Rebellen mit der "eisernen Faust"
Der syrische Präsident gibt sich im Fernsehen siegessicher
– und er hat guten Grund dazu. Seine Truppen haben wichtige Gebiete
erobert Von Alfred Hackensberger
Einen Zufall kann man
es nicht nennen, eher die Selbstherrlichkeit eines Diktators. Baschar
al-Assad wählte die Nacht der Bestimmung, die am Sonntagabend begangen
wurde, um sich an "sein Volk" zu wenden. Der syrische Präsident nutzte
für eine seiner seltenen TV-Ansprachen ausgerechnet diesen heiligsten
Tag des Fastenmonats Ramadan, an dem der Koran zum ersten Mal offenbart
worden sein soll. Er gab sich resolut, siegesgewiss und schloss eine
politische Lösung des seit drei Jahren andauernden Bürgerkriegs klar
aus. "Ich denke, es gibt keinen einzigen vernünftigen Menschen, der
glaubt, dass man mit Terrorismus politisch umgehen könne", sagte er im
Staatsfernsehen und bezeichnete die Opposition gegen sein Regime als ein
einziges Scheitern. "Mit Terrorismus kann es keine Lösung geben, außer
ihn mit eiserner Faust zu bekämpfen."
Seit Januar
kämpft die libanesische Hisbollah, die im Juli von der Europäischen
Union auf die Liste der Terrorgruppen gesetzt worden war, mit der
syrischen Armee. Die schiitische Miliz ist im Guerillakampf ausgebildet,
und ohne sie wären die neuen Siege des Regimes nicht denkbar. Im Juni
wurden Kusseir und Tal Kalakh, beides Grenzstädte zum Libanon,
zurückerobert. "Wer immer die Region um Kusseir kontrolliert", sagte
Brigadegeneral Yahya Suleiman von der syrischen Armee, "kontrolliert die
Mitte des Landes, und wer die Mitte des Landes kontrolliert,
kontrolliert Syrien." Die libanesische Grenzregion rund um Kusseir hat
eine wichtige, strategische Bedeutung. Unweit der Stadt liegt die
Autobahn, die das 30 Kilometer entfernte Homs mit Damaskus verbindet.
Über diese Autobahn wird der Nachschub für die Truppen im Norden
abgewickelt. Mit dem Verlust von Kusseir sind die Rebellen von den
Schmuggelrouten in den Libanon abgeschlossen. Aus dem Nachbarland
erhielten sie Waffen und Kämpfer.
Ende Juli fiel
Khaldiyeh, eines der letzten von den Rebellen gehaltenen Viertel in
Homs. Es ist ein Sieg von besonderer symbolischer Bedeutung, galt die
Stadt doch als "Herz der Revolution". Nun kontrollieren
Regierungstruppen den gesamten Korridor, der nach Tartous und Latakia
ans Mittelmeer
führt. Eine Region, die als Machtzentrum Assads gilt. Dort leben
überwiegend Alawiten, eine schiitische Glaubensgruppe des Islams, zu der
auch der Präsident gehört.
Kein Wunder,
dass sich Assad gestärkt fühlt. Der Iran erweitert seine Unterstützung
sogar. Anfang August wurde ein Vertrag zwischen beiden Ländern
unterzeichnet, in dem die Islamische Republik sich verpflichtet, Öl im
Wert von über drei Milliarden Euro zu liefern. Als Gegenleistung erhält
der Iran Rechte, in Syrien zu investieren. Beinahe alle Erdölquellen
sind im Laufe des Bürgerkriegs in die Hände der syrischen Rebellen
gefallen. Die wirtschaftliche Hilfe aus dem Iran ist eine Sache.
Munition und Waffen werden seit Beginn des Konflikts Tag für Tag nach
Syrien eingeflogen. Offiziere der Revolutionsgarden sollen eine neue
militärische Strategie entworfen und landesweit eine 50.000 Mann starke
Miliz aufgebaut haben. Zudem sind schiitische Kämpfer aus dem Irak und
Jemen in Syrien. In den letzten Monaten sollen sie vermehrt ins Land
gekommen sein, nachdem sie im Iran eine militärische Ausbildung
absolvierten. "Hier, hören Sie", sagte ein syrischer Rebellenkommandeur
in der Nähe der Frontlinien zu den schiitischen Dörfern Nubol und Zahra,
unweit von Aleppo. Der Kommandeur stellt das Funkgerät lauter, das er
auf den Kanal der syrischen Armee eingestellt hat. "Jetzt spricht jemand
mit jemenitischem Dialekt, und nun meldet sich ein Libanese."
Präsident Assad
ist sich sicher, dass er den Krieg gewinnen wird. "Wenn wir das nicht
wären, hätten wir nicht zwei Jahre Widerstand leisten können",
versicherte er in seiner Ansprache. Noch sind der Norden Syriens und
Aleppo in der Hand der Rebellen. Aber das könnte sich mithilfe des Iran
und der Hisbollah schon bald ändern.
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